Am 09. Mai habe ich mich im Pflegewohnstift City-Quartier direkt neben dem Potsdamer Hauptbahnhof über die Herausforderungen in der Altenpflege im Allgemeinen und in meinem Wahlkreis im Besonderen informiert.
Sicher ist: Gute Pflege ist eine Zukunftsfrage unseres Landes. Da reichen die 8.000 von der Großen Koalition versprochenen zusätzliche Stellen nicht aus – es werden rund 25.000 Fachkräfte und 10.000 Helferinnen und Helfer in der Alten- und Krankenpflege benötigt, um auch nur die derzeit offenen Stellen zu besetzen. Doch beim Thema Pflege muss auch klar sein: Es geht nicht nur um die Grundversorgung. Pflege ist mehr als satt, sauber, trocken. Zu guter Pflege gehört gut bezahltes Personal und Arbeitsbedingungen, die Zeit lassen für persönliche Zuwendung.
In vielen weiteren Bereichen, das haben mein Besuch und die intensiven Gespräche mit dem Leitungsteam, Pflegerinnen und Pflegern und Bewohnern gezeigt, gibt es weiteren Verbesserungsbedarf. So unterscheiden sich die Rahmenbedingungen für die Pflege in den Bundesländern massiv, die Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland wird durch bürokratische Hürden erschwert und die steigenden Kosten müssen vor allem von den Bewohner*innen getragen werden – die Mittel der Pflegeversicherungen reichen kaum aus.
Verbesserungen in der Pflege müssen jetzt her! Dabei muss darauf geachtet werden, dass nicht in einigen Jahren nur noch Menschen mit gutem Einkommen die Chance auf einen Pflegeplatz haben.
Die Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, ich selbst und unsere Landtagsfraktionen und auch wir Grüne vor Ort bleiben dran.
Weiterer Hintergrund:
Die Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen (http://dipbt.bundestag.de/doc/btd/19/018/1901803.pdf) zeigt, dass der Arbeitsmarkt für Pflegekräfte leergefegt ist.
Allein in Brandenburg fehlen 893 Altenpflegefachkräfte, auf 100 freie Stellen kommen nur 21 gemeldete arbeitslose Pflegefachkräfte. Damit belegt Brandenburg im bundesweiten Ländervergleich Platz 8. Im Krankenhausbereich sieht es noch schlechter aus – auf 100 freie Stellen kommen 40 Arbeitslose bei insgesamt 365 offenen Stellen.
In der Antwort der Bundesregierung wird deutlich: Die Lage ist bundesweit ernst, doch regional sehr unterschiedlich. Deshalb ist es dringend notwendig, die regionalen Unterschiede in der Pflege in den Blick zu nehmen. Vergleichende Daten liegen hierzu – z.B. zu Pflegebedürftigen, Angeboten, Personal – jedoch bundesweit nicht vor. Um die lokal sehr unterschiedlichen Pflegesituationen anzugehen, brauchen Landkreise und Städte Informationen darüber, wie die Nachfrage, das Angebot und der Pflegepersonalbedarf vor Ort aussieht.
Die Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen hat zwei Pflege-Sofortprogramme in den Bundestag eingebracht, in denen sie zusätzlich insgesamt 50.000 Pflegefachkräfte für die Alten- und Krankenpflege fordern. Die Umsetzung muss verbunden sein mit stärkeren Anreizen, um die Rückkehr in den Beruf und die Aufstockung auf Vollzeit zu erleichtern, zudem müssen bessere Weiter- sowie Fortbildungsmöglichkeiten angeboten werden.
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