Mitentscheiden und mitmischen, wenn sich Politiker um Gesetzentwürfe zoffen: Darum geht es bei der jährlichen Aktion des Bundestages mit dem Namen „Jugend und Parlament“ (JuP). Die über 300 Teilnehmer reisen nach Berlin, schlüpfen in die Rollen fiktiver Bundestagsabgeordneter, sitzen im echten Plenarsaal und sprechen unterm Bundesadler an genau dem Rednerpult, das man regelmäßig in den Nachrichten sehen kann. Im Rahmen des diesjährigen Planspiels konnte Nane Pleger aus Nuthetal Bundestagsluft schnuppern.
Ihre Erfahrungen beschreibt sie so:
Politikverdrossenheit? Nicht mit uns!
Vom 04. bis 07. Juni schlüpften 315 Jugendliche aus ganz Deutschland, darunter auch ich, im Rahmen des Planspiels „Jugend und Parlament“ für vier Tage in die Rolle von Abgeordneten des Deutschen Bundestags. Eingeladen dazu hat mich Annalena Baerbock, grüne Bundestagsabgeordnete aus Potsdam.
Auch wenn ich politisch den Grünen näher stehe, bin ich für diese Tage nicht mehr Nane Pleger, Abiturientin aus Potsdam, sondern Tabea Hohbein, 51 Jahre alt und Winzerin aus Hessen. Ich bin nun Mitglied der Christlichen Volkspartei und behandle als Mitglied des Ausschusses für Ernährung und Landwirtschaft einen Gesetzentwurf zum Thema Tierschutz in der Landwirtschaft. Dies ist eigentlich genau mein Thema, denn in meiner Freizeit engagiere ich mich aktiv gegen Massentierhaltung. Bloß hat Tabea Hohbein da andere Vorstellungen…
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob die Rolle Fluch oder Segen ist: Es ist sehr spannend, in Fraktionssitzungen, Plenardebatten und dem Gesetzgebungsprozess mitzuwirken. Denn auch am dritten Tag fällt es mir immer noch schwer, wie Tabea Hohbein zu handeln. Lieber würde ich meine, Nanes, Position vertreten. Andererseits ist es auch wieder spannend, einen anderen Blickwinkel auf gewisse Themen zu bekommen.
Mit meinen „Kollegen“ bin ich jedoch nicht immer zufrieden: Ich finde ich es krass, wie stark diese in ihre Rollen schlüpfen. Abweichende Meinungen oder kleinere Gruppen werden dabei wenig beachtet. So wurden Vertreter der PSG (die „Linksfraktion“) pauschal als „Sozis“ und die der (Grünen) ÖSP als „Ökos“ bezeichnet, auf die sowieso nicht gehört werden müsse. Denn „meine“ Fraktion, die CVP würde sich als größte Fraktion so oder so durchsetzen. Ob dies auch in der realen Politik so ist? Ich hoffe, dass dies doch nur Elemente eines überspitzten Rollenverständnisses von einigen Jugendlichen sind.
Alles in allem eine super Erfahrung, die ich jeder politisch interessierten Person empfehlen würde – denn ich habe sowohl gelernt, wie kompliziert parlamentarische Prozesse sind als auch, was ich so oder was ich ganz anders machen würde.
Zum diesjährigen „JuP“-Planspiel berichteten:
Potsdamer Neueste Nachrichten, 07.06.2016: Schülerin aus Nuthetal im Jugendparlament:
„Noch bis zum heutigen Dienstag spielen 315 Jugendliche aus ganz Deutschland die Rolle eines Bundestagsabgeordneten. Im Rahmen des Planspiels „Jugend und Parlament“ debattieren sie im Bundestag über verschiedene Themen und müssen zu einer Entscheidung kommen. Mit dabei ist die 18-jährige Nane Pleger, Abiturientin aus Nuthetal…“
Märkische Allgemeine Zeitung, 07.06.2016: Nuthetalerin schnuppert Bundestags-Luft:
„Für vier Tage zog die 18-jährige Nane Pleger aus Nuthetal vom 4. bis zum 7. Juni in den Deutschen Bundestag ein. Das Mädchen war eine von insgesamt 315 Jugendlichen aus ganz Deutschland, die am Planspiel „Jugend und Parlament“ teilnahmen und in die Rolle von Bundestagsabgeordneten schlüpften. Ausgewählt wurde die Abiturientin von der Potsdamer bündnisgrünen Bundestagsabgeordneten Annalena Baerbock. Nane war für die vier Tage Tabea Hohbein, 51 Jahre alt und Winzerin aus Hessen…“
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